Gegen Ende seines Lebens hat sich Marcel Dupre an die improvisierte Erstfassung am 13. Februar 1931 im Brüsseler Konservatorium mit folgenden Worten erinnert: "Ein Konzert von besonderer Art war im ...Konservatorium veranstaltet worden; sein zweiter Teil umfaßte ...den 'Kreuzweg' von Paul Claudel; er wurde von Madame Renaud-Thevenet ...gelesen, während ich nach jeder Station einen musikalischen Kommentar improvisierte."
Auf welche Weise er dabei vorging, hat Marcel Dupre so beschrieben: "Man hatte mir kein musikalisches Thema gestellt. Im vorhinein wissend, was ich zu tun haben würde, hatte ich in großen Zügen die musikalische Atmosphäre jeder der 14 Stationen umrissen und ihre Registrierung sowie ihre Tonart bestimmt; zuletzt hatte ich, in meiner Vorstellung, die Themen festgelegt oder vielmehr die 'symbolischen Motive', auf denen das komponierte Werk sich aufbaut."
Dieses Verfahren rückt den Kreuzweg in die Nähe programmatischer Musik (Liszt) auf leitmotivischer Grundlage (Wagner). Eine Verknüpfung mit der Dichtung Claudels ist nicht herzustellen.
Dem Werk liegen 12 Leitthemen und 6 vom Komponisten so bezeichnete "onomatopoetische Rhythmen" zugrunde; sie ermöglichen dem Zuhörer den Nachvollzug dessen, was der Komponist hat darstellen wollen.
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